Labordiagnostik:
Blutbild: Hb, MCH und MCV unter die Altersnorm vermindert; Retikulozytenzahl für das Ausmaß der Anämie inadäquat niedrig; verbreiterte Verteilungskurve des Erythrozytenvolumens (Erythrozytenverteilungsbreite (EVB, syn. engl. RDW) über den im jeweiligen Labor ermittelten oberen Normalwert erhöht).
In vielen Fällen mit typischer und plausibler Anamnese für einen alimentären Eisenmangel und dazu passender Pathologie des Blutbildes bedarf es keiner weiteren Diagnostik.
Wenn eine Verlaufskontrolle des Blutbildes nach begonnener oraler Substitutionsbehandlung die typische Dynamik (Retikulozytenkrise nach einer Woche, Hb – Anstieg) zeigt, ist die Diagnose eines alimentären Eisenmangels ohne größeren Zeitverzug belegt. Andernfalls muss insbesondere bei ausreichender Therapiecompliance eine weitergehende Diagnostik erfolgen.
Ferritin:
Die Serumferritinkonzentration reflektiert semiquantitativ die intrazelluläre Ferritinkonzentration und somit die Füllung der Eisenspeicher. Beim Eisenmangel ist das Serumferritin unter die Altersnorm vermindert. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass das Serumferritin bei chronischen Leberkrankheiten oder systemischen Entzündungsreaktionen erhöht sein kann und somit in diesen Situationen kein zuverlässiger Parameter für die Diagnostik eines Eisenmangels ist. In unklaren Situationen kann auch die Messung der Transferrinsättigung und des Zn-Protoporphyrins hilfreich sein.
Löslicher Transferrinrezeptor (sTfR):
Die TfR-Expression wird abhängig vom zellulären Eisenstatus reguliert. Die Konzentration des löslichen Transferrinrezeptors reflektiert zusammen mit der Serumferritinkonzentration, unabhängig von Begleiterkrankungen wie z. B. Infekten, den Eisenstatus und ist beim Eisenmangel aber auch bei Erkrankungen mit gesteigerter Hämatopoese (z. B. auch bei hämolytischen Anämien) erhöht. Bei Patienten mit chronischen Leberkrankheiten oder systemischen Entzündungsreaktionen kann der lösliche Transferrinrezeptor daher ein wertvoller Parameter für die Diagnostik eines Eisenmangels sein. Die Normalwerte sind testabhängig.
Retikulozytenhämoglobin (Ret-Hb, CHr, Content Hemoglobin of reticulocytes):
Dieser von modernen Zellzählautomaten direkt bestimmte Parameter reflektiert die Effizienz der Hämoglobinisierung von Erythrozyten und eine Verminderung unter 28 pg kann unabhängig von Begleiterkrankungen als früher Marker eines funktionellen Eisenmangels dienen.
Diagnostik nicht alimentärer Ursachen eines Eisenmangels: Die Feststellung einer Eisenmangelanämie ist per se noch keine ausreichende Diagnose. Bei fehlendem Beweis einer alimentären Ursache muss mit geeigneten Methoden nach Resorptionsstörungen (z. B. glutensensitive Enteropathie, chronisch entzündliche Darmerkrankungen und andere Malabsorptionssyndrome, auch Helicobacter pylori – Besiedelung des Magens), die Kompensationsfähigkeit übersteigenden Verluste (offene und okkulte chronische Blutverluste), chronischen entzündlichen Erkrankungen (mit einer Eisenverschiebung in das RHS) oder seltenen genetischen Ursachen gesucht werden.